Überbiss


Es ist ganz normal, dass die Schneidezähne des Oberkiefers die des Unterkiefers leicht überragen. Stehen diese aber mehr als drei Millimeter vor, liegt ein Überbiss vor – in der Kieferorthopädie spricht man auch von Prognathie. Ursachen für einen Überbiss können ein zu großer Oberkiefer oder ein zu kleiner Unterkiefer sein. In diesem Fall ist die Fehlstellung genetisch bedingt. Ein Überbiss kann aber auch durch ungünstige Angewohnheiten im frühen Kindesalter entstehen. Beispiel hierfür sind das Daumenlutschen oder ein zu langer Schnullergebrauch.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Überbiss: Overjet und Overbite. Diese unterscheiden sich dahingehend, ob man das Lageverhältnis von Oberkieferfrontzähnen zu Unterkieferfrontzähnen in horizontaler oder vertikaler Ebene betrachtet.

Overjet

Als Overjet bezeichnet man den horizontalen Überbiss. Dabei beurteilt man die Lagebeziehung der oberen und unteren Frontzähne auf horizontaler Ebene. Der Grad des Overjets wird in Millimetern gemessen, ausschlagegebend ist der größte Abstand zwischen den Schneidekanten der mittleren Schneidezähne oben und unten. Ab einem Overjet von 6 mm spricht man von einem mäßigen, ab 9 mm von einem deutlichen kieferorthopädischen Behandlungsbedarf.

Overbite

Der Begriff Overbite bezeichnet den vertikalen Überbiss. Hier misst man den Abstand zwischen den Schneidekanten der oberen und unteren Schneidezähne. Im gesunden Gebiss beißen die Schneidekanten aufeinander, der Wert beträgt Null. Haben die Kanten der Schneidezähne beim geschlossenen Gebiss keinen Kontakt, spricht man von einem frontal offenen Biss. Von einem Tief- oder Deckbiss spricht man, wenn die Frontzähne des Oberkiefers die des Unterkiefers teilweise oder vollständig überdecken.

Wie wirkt sich ein Überbiss aus?

Die Auswirkungen eines Überbisses hängen davon ab, wie stark er ausgeprägt ist. Ragen die oberen Schneidezähne sehr weit vor, kann dies die Kaufunktion beeinträchtigen und zum Beispiel das Abbeißen erschweren. Werden die vorstehenden Zähne nicht ausreichend mit Speichel umspült, steigt das Kariesrisiko. Auch ist ein Überbiss ästhetisch auffällig, was Betroffene meist als belastend empfinden. Das Gesichtsprofil kann so verändert sein, dass man von Hasenzähnen oder einem fliehenden Kinn spricht. Werden aufgrund eines Überbisses Zähne und Kiefer dauerhaft fehlbelastet, kann dies zudem die Kiefergelenke schädigen. Auch die Aussprache kann bei einem starken Überbiss beeinträchtigt sein.

Überbiss

Wie wird ein Überbiss behandelt?

Bei Kindern und Jugendlichen lässt sich ein Überbiss gut mit einer herausnehmbaren oder mit einer festen Zahnspange (Brackets) behandeln. Die Zahnspangen werden so gefertigt, dass sie einen kontinuierlichen Druck auf die vorderen Zähne ausüben. So steuern sie das Kieferwachstum in die richtige Richtung. Ist der Kiefer zu eng, können einzelne Backenzähne gezogen werden, um Platz zu schaffen. Die Behandlung eines genetisch bedingten Überbisses sollte so früh wie möglich bereits im Kindesalter erfolgen, denn das natürliche Kieferwachstum begünstigt die Behandlung in Bezug auf Geschwindigkeit und Erfolgsaussichten.

Im Erwachsenenalter lässt sich ein leichter Überbiss diskret mit durchsichtigen Zahnschienen (Alignern) behandeln. Hierfür eignen sich beispielsweise Schienen von Invisalign®, die wir bei den verschiedensten Arten von Fehlstellungen erfolgreich einsetzen. Ist der Überbiss stärker ausgeprägt, kommen verschiedene Arten festsitzender Zahnspangen für eine Behandlung infrage. Grundsätzlich ist die Behandlung eines starken Überbisses bei Erwachsenen schwieriger, da das Kieferwachstum bereits abgeschlossen ist. In besonders schwerwiegenden Fällen kann auch ein kieferchirurgischer Eingriff nötig werden.